Nun hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den schwedischen Autobauer Volvo beim Schummeln erwischt. Die Abgaswerte des beliebten SUVs XC60 lagen um ein Vielfaches über den gesetzlich erlaubten Grenzwerten. Auch hier scheint es so, als wäre das sogenannte "Thermofenster" verwendet worden, um die Abgasreinigung zu manipulieren. Volvo selbst schiebt diese Funktion auf den Motorschutz, doch Experten sind sehr skeptisch. Wir klären darüber auf, wie manipuliert wurde und welche schockierenden Werte bei den Tests gemessen wurden.
Volvo überschreitet Abgaswerte um ein Zwölffaches
Bereits im Fall von VW war es die Deutsche Umwelthilfe (DUH), welche wichtige Tests durchführte und damit die Schummelei des VW-Konzerns bei den Abgaswerten seiner Diesel-Fahrzeuge beweisen konnte. Nun hat das "Emissions-Kontroll-Institut" (EKI), welches ebenfalls zur DUH gehört, laut Recherchen des BR und des "Spiegel" einen weiteren großen Fisch der Automobilindustrie an der Angel: Auch Volvo soll in seinen Diesel-Modellen illegale Abschalteinrichtungen verbaut haben, welche zu einem deutlich erhöhten Stickoxid-Ausstoß (NOx) der schwedischen Autos geführt haben.
Insbesondere der SUV XC60 mit 2.0 Liter-Motor des schwedischen Autobauers fiel in den Tests auf. Für Fahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 gilt, dass maximal 180 Milligramm an NOx pro gefahrenem Kilometer ausgestoßen werden dürfen, um bei der Typgenehmigung nicht durchzufallen. Doch der Diesel-SUV überschritt diesen gesetzlichen Grenzwert in den Tests des EKI um das bis zu Zwölffache. Für Experten ein klarer Beweis für die Verwendung illegaler Abschalteinrichtungen in Volvo-Fahrzeugen mit Diesel-Antrieb.
Thermofenster auch in Volvo-Dieseln
Das "Emissions-Kontroll-Institut" (EKI) testete das Verhalten der Abgasreinigung des Volvo-Modells XC60 in unterschiedlichen Temperaturszenarien. Die Tests, welche vom EKI durchgeführt wurden, forderten erschreckende Resultate zutage. Bei einer Außentemperatur zwischen 14 und 22 Grad Celsius konnte bereits beobachtet werden, dass die Abgasreinigung nur noch eingeschränkt arbeitete. Etwa 660 Milligramm NOx pro Kilometer stieß das Testfahrzeug bei milden Temperaturen aus und überschritt so die gesetzlich erlaubten 180 mg NOx/km bereits um ein Vielfaches. Die Tester konnten beobachten, dass die Reinigung der Abgase mit sinkender Temperatur langsam zurückgefahren wurde und schließlich ganz aussetzte.
Insgesamt fanden elf Testfahrten statt, bei denen mit Hilfe einer mobilen Testvorrichtung (PEMS) der Stickoxid-Ausstoß gemessen wurde. Diese wurden auf einer 32 Kilometer langen Strecke rund um Berlin bei der Simulation verschiedener Außentemperaturen durchgeführt. Bei einer Temperatur von etwa 10 Grad Celsius stiegen die NOx-Werte, welche über Sensoren in den Außenspiegeln gemessen wurden, auf 811 mg NOx/km an. In Deutschland herrscht bereits seit Jahren eine durchschnittliche Temperatur von etwa 10 Grad, doch bei dieser wird der Stickoxid-Grenzwert von Volvo-Dieseln bereits um das Vierfache überschritten.
Zuletzt kreierten die Tester noch ein Szenario bei niedriger Außentemperatur, zwischen 0 und -4 Grad Celsius. Hierbei notierten die Messgeräte Spitzenwerte von bis zu 2.148 Milligramm Stickoxid pro gefahrenem Kilometer. Das bedeutet, dass der beliebte Volvo-SUV XC60 die gesetzlich erlaubten Stickoxid-Grenzwerte bei winterlichen Temperatur um ein Zwölffaches übersteigt.
Sind auch Sie Besitzer eines Volvos mit Diesel-Antrieb? Dann sollten Sie schnellstmöglich überprüfen, ob auch Ihr Fahrzeug von Manipulationen betroffen ist. Dies können Sie schnell und einfach über unseren Online-Check machen. Prüfen Sie hier, welche Ansprüche Sie gegenüber dem schwedischen Autobauer haben.
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Volvo schiebt schlechte Werte auf "Motorschutz"
Wo bei Anwälten und Verbraucherschützern bereits die Alarmglocken läuten, hat Volvo noch Ausreden parat. Der Autobauer mit Sitz im schwedischen Göteborg sieht keinerlei Verstöße und schiebt das Verhalten der Abgasreinigung bei niedrigen Außentemperaturen auf Funktionen, die den Motor schützen sollen: "Alle Systeme, Kontrollfunktionen und notwendigen Schutzmechanismen entsprechen den gesetzlichen Vorgaben", so das schwedische Unternehmen. Auch VW hat sich bereits mit dem Argument "Motorschutz" verteidigt. So argumentierte ein Sprecher des VW-Konzerns, dass die in der Autoindustrie als "Thermofenster" bezeichnete Funktion als Motorschutz notwendig und außerdem "Industriestandard" sei.
Doch Experten stehen dieser Argumentation äußerst kritisch gegenüber. "Die starken Unterschiede in den Emissionen abhängig von der Temperatur sprechen eindeutig dafür, dass hier eine Abschalteinrichtung eingebaut ist", so derJurist Martin Führ von der Universität Darmstadt. Laut Motorexperte Prof. Hermann Koch-Gröber von der Hochschule Heilbronn ließ der damalige Stand der Technik bereits eine deutliche Abgasminderung auch bei niedrigen Temperaturen zu, da Modelle einzelner Hersteller Stickoxid-Werte innerhalb der Grenzwerte verzeichneten. Auch die Tatsache, dass die Automobilhersteller mit Software-Updates den Schadstoffausstoß bei niedrigen Temperaturen um bis 80 % senken konnten, spricht dafür, dass in der Automobilbranche die sogenannten "Thermofenster" nicht nur aus Motorschutzgründen verwendet werden.
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