Jüngst veröffentlichte das Handelsblatt geheime Bescheide des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Darunter auch ein Bescheid, der den Luxuswagen Porsche Macan betrifft. Darin sind handfeste Informationen zu finden, die bestätigen, dass das KBA bereits in 2017 eine illegale Manipulation beim Macan vermutete. Hier erfahren Sie, welche Informationen den Betroffenen jahrelang verschwiegen wurden.
Abgasmanipulation im Porsche Macan S mit 3,0-Liter-Motor
In dem Bescheid geht es um Abschalteinrichtungen, die im Fahrzeug Porsche Macan S mit 3,0-Liter-Motor der Euro-6-Norm verbaut wurden. Somit steckt einmal mehr ein Diesel tief im Abgasskandal, das mit der Abgasnorm Euro 6 als besonders umweltschonend zertifiziert ist.
In dem bisher geheimen Bescheid ist nachzulesen, dass seit dem 24. Oktober 2017 Gespräche und Telefonkonferenzen mit den Herstellern stattfanden. Bereits zu diesem Zeitpunkt äußerte das KBA den Verdacht, dass illegale Abschalteinrichtungen im Macan verbaut wurden. Auch die vorgelegten Dokumente der Hersteller begründeten den Verdacht.
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Mehrere illegale Abschalteinrichtungen gefunden
Die Prüfer des KBA fanden gleich mehrere verdächtige Abschalteinrichtungen. Diese wurden in die Strategien A bis D untergliedert. Im Großen und Ganzen geht es dabei um Abschalteinrichtungen, die beim Fahrzeug Folgendes auslösen:
Wenn das Fahrzeug auf den Prüfstand fährt, wird durch eine Aufheizstrategie im Emissionskontrollsystem eine Drosselung des Stickoxid-Ausstoßes betrieben. Diese führt dazu, dass die vorgeschriebenen Stickoxid-Grenzwerte von 80 Milligramm pro Kilometer eingehalten werden. Wenn das Fahrzeug aber im realen Straßenbetrieb ist, schaltet die Einrichtung automatisch wieder in den Sparmodus und stößt viel mehr Stickoxide aus als eben auf dem Prüfstand verzeichnet.
Ausführlich heißt es hierzu in der Beschreibung von Strategie A:
Auch bei den Strategien B (Alternatives Aufheizen), C (Re-Entry Aufheizen) und D (unterschiedliche Eindüsung von Reagens) geht es im Prinzip darum, dass die Stickoxidemissionen auf dem Prüfstand deutlich besser aussehen als im Realbetrieb.
Porsche muss alle Fahrzeuge umrüsten
Aufgrund des bestätigten Verdachts wurde Porsche dazu verdonnert, alle betroffenen Fahrzeuge umzurüsten. Porsche wurde diesbezüglich bis zum 30. Mai 2018 Zeit gegeben, technische Maßnahmen zu ergreifen sowie einen Zeitplan zu Herstellung der Vorschriftsmäßigkeit zu entwerfen. Die Audi AG erklärte stellvertretend für Porsche, dass man freiwillig auf die Strategien B und C verzichte. Für die restlichen Abschalteinrichtungen kam es zu einem verpflichtenden Rückruf.
Dieser offizielle Rückruf fand allerdings erst am 2. November 2018 statt. Dem KBA zufolge sind vermutlich 13.658 Fahrzeuge deutschlandweit betroffen. Weltweit sind es sogar 60.432 Fahrzeuge.
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Geschädigte hätten längst klagen können
Hätte das KBA die Bescheide früher öffentlich gemacht, hätten Macan-Fahrer Gewissheit gehabt und könnten heute schon ihre Entschädigung durchgesetzt haben. Denn allein der bisher geheim gehaltene Bescheid des KBA wäre Beweis genug gewesen, um erfolgreich gegen Porsche vorzugehen. Auf den Rückruf des Herstellers hätten Geschädigte gar nicht erst warten müssen.
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