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Was Sie über die Lohnpfändung wissen müssen

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Beitrag geprüft vonRechtsanwalt Philipp Caba**
11.07.2023 | 4 Min. Lesezeit

Lohnpfändungen stellen für Arbeitnehmer eine herausfordernde Situation dar, bei der ein Teil Ihres Einkommens zur Begleichung von Schulden eingezogen wird. Diese rechtliche Maßnahme kann erhebliche Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität und Lebensqualität der Betroffenen haben. Unsere Experten in der Schuldnerberatung erläutern gerne die Grundlagen der Lohnpfändung und verschiedene Strategien zur Bewältigung dieser finanziellen Belastung.

Was ist eine Lohnpfändung und wie funktioniert sie?

Eine Lohnpfändung (auch Gehaltspfändung genannt) ist ein rechtlicher Prozess, bei dem ein Gläubiger das Recht erhält, einen Teil des Einkommens eines Schuldners direkt vom Arbeitgeber abzuziehen, um eine Schuldenbegleichung zu ermöglichen. Die Lohnpfändung erfolgt aufgrund eines vollstreckbaren Titels, wie beispielsweise eines gerichtlichen Urteils oder eines Vollstreckungsbescheids. Der Gläubiger reicht eine Pfändungs- und Überweisungsverfügung bei einem Vollstreckungsgericht ein, die dann dem Arbeitgeber des Schuldners zugestellt wird. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den angegebenen Betrag aus dem Gehalt des Schuldners abzuziehen und direkt an den Gläubiger zu überweisen, bis die Schulden beglichen sind oder die Pfändung aufgehoben wird.

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Welche Gründe für eine Lohnpfändung gibt es?

Es gibt verschiedene Gründe, die zu einer Lohnpfändung führen können. Eine Lohnpfändung ist in der Regel allerdings nicht die erste Maßnahme, die ein Gläubiger ergreift. Zuvor werden üblicherweise Mahnungen, Zahlungsaufforderungen und andere Schritte unternommen, um den Schuldner zur Begleichung der Schulden aufzufordern.

Unbezahlte Schulden: Zu Lohnpfändungen kommt es häufig, wenn ein Schuldner Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt, beispielsweise bei unbezahlten Krediten, nicht beglichenen Rechnungen oder Rückständen bei Unterhaltszahlungen.

Gerichtliche Anordnung: Eine Lohnpfändung kann erfolgen, wenn ein Gläubiger eine gerichtliche Entscheidung erwirkt hat, die den Schuldner zur Begleichung der Schulden verpflichtet.

Steuerschulden: Wenn ein Schuldner seine Steuern nicht bezahlt, kann die Finanzbehörde eine Lohnpfändung anordnen, um die ausstehenden Beträge einzutreiben.

Sozialversicherungsbeiträge: Bei Nichtzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen kann es zur Lohnpfändung kommen, um die offenen Beiträge einzutreiben.

Unterhaltspflichten: Lohnpfändungen können auch auftreten, wenn ein Schuldner seinen Unterhaltspflichten nicht nachkommt, beispielsweise bei versäumten Unterhaltszahlungen für Kinder oder Ex-Partner.

Welche Auswirkungen hat eine Lohnpfändung auf das Einkommen des Arbeitnehmers?

Eine Lohnpfändung kann erhebliche Auswirkungen auf das Einkommen eines Arbeitnehmers haben. Hier sind einige der möglichen Konsequenzen:

Der gepfändete Betrag wird direkt vom Gehalt des Arbeitnehmers abgezogen, was zu einer deutlichen Reduzierung des verfügbaren Einkommens führt. Dies kann die finanzielle Planung und den Lebensstandard des Arbeitnehmers erheblich beeinträchtigen. Der Arbeitnehmer kann gezwungen werden, seine Ausgaben anzupassen und Einschränkungen im täglichen Leben vorzunehmen. Es kann schwierig werden, laufende Rechnungen oder die Miete zu bezahlen oder sonstige finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen.

Eine Lohnpfändung kann sich negativ auf die Bonität des Arbeitnehmers auswirken, da sie ein Zeichen für finanzielle Probleme ist. Ein negativer SCHUFA-Eintrag kann zu Schwierigkeiten führen, neue Kredite oder Finanzierungen zu erhalten. Eine Lohnpfändung kann auch mit einem gewissen Stigma verbunden sein und bei betroffenen Arbeitnehmern zu Schamgefühlen, Stress und emotionaler Belastung führen. Es kann das Selbstwertgefühl beeinflussen und zu psychischem Druck führen.

Eine Lohnpfändung kann auch langfristige Auswirkungen haben, da sie das Einkommen und die finanzielle Stabilität des Arbeitnehmers über einen längeren Zeitraum beeinflusst. Es kann Zeit und Anstrengung erfordern, um die Schulden zu begleichen und die finanzielle Situation wieder zu stabilisieren.

Welche Schritte müssen Arbeitgeber bei einer Lohnpfändung durchführen?

Bei einer Lohnpfändung sind Arbeitgeber verpflichtet, bestimmte Schritte gemäß den gesetzlichen Bestimmungen durchzuführen. Der Arbeitgeber erhält zunächst vom Vollstreckungsgericht eine Pfändungs- und Überweisungsverfügung, die ihm mitteilt, dass ein Teil des Gehalts eines Mitarbeiters gepfändet werden soll. Diese Verfügungen müssen fristgerecht zugestellt werden. Anschließend folgt die sorgfältige Überprüfung der Pfändungs- und Überweisungsverfügung, insbesondere des gepfändeten Betrags und des Zeitraums, für den die Pfändung gilt. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den angegebenen Betrag vom Gehalt des betroffenen Mitarbeiters abzuziehen und an den Gläubiger zu überweisen. Dabei muss der Arbeitgeber die festgelegten Pfändungsfreigrenzen und -beträge beachten, um sicherzustellen, dass der Schuldner seinen gesetzlichen Anspruch auf ein Existenzminimum behält.

Der Arbeitgeber informiert sodann den betroffenen Mitarbeiter über die erfolgte Lohnpfändung und die damit verbundenen Änderungen im Gehalt.

Der Arbeitgeber ist außerdem verpflichtet, über die Lohnpfändung und die geleisteten Zahlungen an den Gläubiger Buch zu führen. In einigen Fällen sind regelmäßige Berichte an das Vollstreckungsgericht erforderlich, um den Fortschritt der Pfändung zu verfolgen.

Wie kann man eine Lohnpfändung verhindern?

Es gibt einige Möglichkeiten, eine Lohnpfändung zu verhindern oder zumindest die Chancen, dass sie vollzogen wird, zu minimieren. Hier sind einige Maßnahmen, die in Betracht gezogen werden können:

Begleichung der Schulden: Der offensichtlichste Weg, um eine Lohnpfändung zu verhindern, besteht darin, die Schulden rechtzeitig zu begleichen. Es ist ratsam, mit den Gläubigern Kontakt aufzunehmen, um Zahlungsvereinbarungen zu treffen oder gegebenenfalls eine Umschuldung in Erwägung zu ziehen.

Verhandlung mit den Gläubigern: In einigen Fällen können Gläubiger bereit sein, alternative Zahlungsvereinbarungen zu akzeptieren, beispielsweise eine Ratenzahlung oder eine Stundung der Schulden. Es ist wichtig, frühzeitig den Dialog mit den Gläubigern zu suchen und mögliche Lösungen auszuhandeln.

Inanspruchnahme von Schuldnerberatung: Schuldnerberatungsstellen bieten professionelle Unterstützung und Beratung für Personen in finanziellen Schwierigkeiten an. Sie können helfen, einen Schuldenplan zu erstellen, Verhandlungen mit Gläubigern zu führen und bei der Vermeidung einer Lohnpfändung zu unterstützen.

Antrag auf ein Pfändungsschutzkonto (P-Konto): Durch die Umwandlung eines normalen Girokontos in ein P-Konto wird ein gewisser Schutz vor Pfändungen gewährt. Das P-Konto ermöglicht es, einen bestimmten Betrag vor dem Zugriff von Gläubigern zu schützen.

Frühzeitige juristische Beratung: Bei drohender Gefahr einer Lohnpfändung kann es ratsam sein, rechtzeitig einen Anwalt zu konsultieren, um die individuelle Situation zu bewerten und gegebenenfalls rechtliche Schritte einzuleiten.

Welche gesetzlichen Bestimmungen regeln die Lohnpfändung in Deutschland?

Die Lohnpfändung in Deutschland wird durch das Gesetz über die Zwangsvollstreckung geregelt, insbesondere in den §§ 829 bis 845 der Zivilprozessordnung (ZPO). Hier sind einige relevante gesetzliche Bestimmungen:

Pfändungsfreigrenzen: Das Gesetz legt bestimmte Beträge fest, die vor einer Lohnpfändung geschützt sind. Diese Freigrenzen dienen der Wahrung der wirtschaftlichen Existenz des Schuldners und variieren je nach Familienstand und Unterhaltspflichten.

Pfändungsfreie Beträge: Neben den Freigrenzen gibt es weitere Beträge, die bei einer Lohnpfändung nicht berücksichtigt werden dürfen. Dazu gehören beispielsweise Zulagen, die dem Schuldner für bestimmte Zwecke gewährt werden.

Pfändungspflichtige Einkommensbestandteile: Das Gesetz regelt auch, welche Einkommensbestandteile pfändbar sind. Neben dem laufenden Gehalt können auch Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld gepfändet werden.

Zustellung der Pfändungs- und Überweisungsverfügung: Die Pfändung wird dem Arbeitgeber des Schuldners durch eine Pfändungs- und Überweisungsverfügung zugestellt. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dementsprechend zu handeln und den angegebenen Betrag einzubehalten und an den Gläubiger zu überweisen.

Aufhebung der Lohnpfändung: Unter bestimmten Voraussetzungen kann eine Lohnpfändung aufgehoben werden, beispielsweise durch Erfüllung der Schulden oder durch Vereinbarung einer Ratenzahlung mit dem Gläubiger.

Es ist ratsam, im konkreten Fall einen Rechtsanwalt oder eine Schuldnerberatungsstelle zu konsultieren, um detaillierte Informationen zu individuellen Möglichkeiten im Zusammenhang mit einer Lohnpfändung zu erhalten.

Gehaltspfändung droht?

Eine Lohnpfändung kann weitreichende und langfristige Folgen haben. Unsere Experten in der Schuldnerberatung helfen Ihnen gerne weiter und beraten Sie zu Ihren Handlungsoptionen.

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Rechtsanwalt Philipp Caba**

Rechtsanwalt Philipp Caba**

Philipp Caba ist ein erfahrener Rechtsanwalt mit Schwerpunkt auf Zivil-, Bank- und Versicherungsrecht. Er studierte in Deutschland und Schweden und ist Geschäftsführer der Gansel Rechtsanwälte Rechtsanwaltsgesellschaft mbH.

* Angestellte Anwälte, ** Geschäftsführer, *** Freischaffende Rechtsanwälte